Stellenabbau bei KTM Österreich - wo wird eigentlich produziert?

Arbeitsplätze wandern nach China und Indien!

Aufreger in der Motorradbranche - KTM baut knapp 300 Stellen in Österreich ab, ein Teil dieser Arbeitsplätze wird nach China und Indien übertragen! KTM relativiert und beschwichtigt, aber es stellt sich die Frage: Wie viel KTM kommt noch aus Österreich? Wir haben nachgefragt, wo die Pierer Mobility Gruppe überall auf der Welt produziert bzw. produzieren lässt!

Viele von uns hegen den Wunsch, große Firmen wie KTM sollten sich gefälligst ihrer Wurzeln besinnen und von A bis Z, oder in diesem Fall besser von 125 bis 1390 alle Motorräder in der Heimat produzieren. Die Realität sieht aber leider etwas anders aus, Österreich (und eigentlich nahezu ganz Europa) ist als Produktionsstandort für große Unternehmen sehr unattraktiv - hohe Lohnkosten, hohe Zulieferkosten, hohe Produktionskosten. Unter diesem Aspekt wundert es also gar nicht so sehr, dass KTM, oder besser die Pierer Mobility AG mit den Motorradmarken KTM, Husqvarna und Gasgas (sowie den Fahrwerkskomponenten WP und anderen Bereichen) knapp 300 Arbeitsplätze in Mattighofen/Munderfing in Österreich abbauen wird.

Die Auslagerung der Produktion nach China und Indien ist schon längst im Gange

Dieser Stellenabbau wird zwar teils durch natürliche Gründe wie Pension oder Fluktuation erreicht, aber auch durch die Streichung von knapp 100 Leiharbeitsplätzen. KTM räumt ein, dass dies vor allem wegen nachteiliger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in Europa passiert, weshalb KTM auch schon vor Jahren eine Kooperation mit Bajaj in Indien und ein Joint Venture mit CFMOTO in China eingegangen ist. KTM beschwichtigt weiters, dass die Belegschaft seit knapp 10 Jahren verdreifacht wurde und nun mehr als 5000 Leute bei KTM beschäftigt sind - da sind 300 Arbeitsplätze relativ betrachtet nicht ganz so viel. Wir sehen darin aber sehr wohl ein Zeichen, dass die Produktion in Europa, im Speziellen in Österreich unter keinem guten Stern steht. Kommen also bald alle KTMs aus China oder Indien?

Wo werden KTMs Motorräder 2024 eigentlich produziert?

Wir haben also bei KTM nachgefragt, wo die Motorräder der Pierer-Gruppe 2024 produziert werden und folgende Info bekommen: Die Straßenmodelle von 125 bis 400 Kubik werden bei Bajaj in Indien produziert, da diese Modelle in einer sehr preissensiblen Liga spielen und in Indien nun mal günstiger produziert werden können. Die Motocross- und Hardenduro-Modelle kommen aber nach wie vor aus Österreich, auch wenn sie unter 400 Kubik haben. In der Mittelklasse geht es bekanntlich auch um jeden Cent, weshalb alle Modelle zwischen 700 und 900 Kubik in China produziert werden. Das wären also die 790 Duke und 790 Adventure sowie die 890 Adventure-Modelle.

Die mächtigen 700er-Einzylinder kommen aus Österreich!

Wer sich nun fragt, was denn mit den mächtigen Eintöpfen wie KTM 690 SMC-R, Husky 701 SM, Gasgas SM 700 und den jeweiligen Enduro-Versionen passiert, kann beruhigt werden - die kommen nach wie vor aus Österreich. Ebenso die brandneue KTM 990 Duke, deren neu entwickelter LC8c Reihen-Zweizylindermotor mit 947 Kubik ebenfalls exklusiv in Mattighofen produziert wird. Alle Modelle darüber, also die gewaltigen 1290 Super Adventures und als Speerspitze die neuen 1390 Super Duke R und 1390 Super Duke R Evo mit unfassbaren 1350 V2-Kubik werden ohnehin in Österreich produziert. Einerseits kann man also durchaus sagen, dass sehr viele Modelle nach wie vor in Österreich produziert werden, andererseits werden aber gerade die preissensiblen und stückzahlstarken Modelle der Einsteiger- und Mittelklasse in Indien und China produziert. Außerdem soll die Palette der Modelle, die bei Bajaj in Indien produziert wird, erweitert werden und Teile von F&E (Forschung & Entwicklung, besser bekannt unter der englischen Bezeichnung R&D, Research & Development) nach China und Indien ausgelagert werden. Ist das etwa der Anfang vom Ende der Produktion und Entwicklung in Österreich?! Schreibt es uns in den Kommentaren, was ihr von diesem Thema haltet und ob ihr der Zukunft der Pierer-Group in Österreich eher gelassen oder doch eher kritisch entgegenblickt!

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Bericht vom 26.02.2024 | 20.631 Aufrufe

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