Auf Tour mit Honda A2-Motorrädern: CL500 & Rebel 500

Motorrad-Freundschaft auf Lifestyle Bikes

Honda bietet mit Africa Twin und Goldwing hervorragende Reisemotorräder an. Doch wer sagt, dass es immer die Spitze sein muss? Reichen nicht auch charmante 48 PS Maschinen für eine herrliche Tour?

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McGregor und Horvath - meine Wenigkeit - wollen auf Tour gehen. Doch anstatt sich am Dauertestfuhr- oder dem privaten Fuhrpark zu bedienen, greifen wir zu zwei untypischen Reisemotorrädern: Hondas Rebel 500 und der CL500. Das Ziel: Durch Niederösterreich zum Wildalpen Campingplatz und am folgenden Tag über Umwege zurück ins 1000PS Büro. Ein eigentlich leichtes Vorhaben, dem jedoch einige Steine in den Weg gelegt wurden. Doch dazu später...

Vorgeschichte: Wieso geht es auf einen zweitägigen Trip?

Um die Motivation hinter dem Vorhaben zu verstehen, braucht es einen kleinen Rückblick.

Wir schreiben das Jahr 2019. Ich war bereits ein Jahr in Vollzeit-Beschäftigung bei 1000PS dabei, McGregor kam gerade frisch dazu. Endlich jemand in meinem Alter - da kann auch neben dem Beruf eine echte Freundschaft auf Augenhöhe entstehen! Bereits damals reisebegeistert, schlägt McGregor eine Tour nach Norwegen vor. Mit der Planung in vollem Gange, lasse ich die Vernunft aber eines Morgens bei meiner Haustüre liegen, fahre in normalen Straßenschuhen auf meinem ehemaligen Motorrad zum 1000PS Office und stürze. Das Ergebnis: Ein gebrochener Knöchel und keine Chance die Reise nach Norwegen anzutreten.

Gregor zieht das Unterfangen erfolgreich durch und die Jahre verstreichen. Nach einer Pandemie und zahlreichen Reiseeinschränkungen finden wir uns im Jahr 2023 und in unseren sonst sehr vollen Arbeitskalendern findet sich eine Lücke. Zeit, um diese Tour nachzuholen - wenn auch ein wenig reduziert.

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Genusstour durch Niederösterreich zu den steirischen Wildalpen

Unser Zeitfenster beträgt zwei Tage, in denen wir genießen, aber auch filmen wollen. Schließlich brauchten wir eine Ausrede, um Kamerakind Schaaf mitzunehmen - also produzieren wir auf unserer Tour auch ein Video für Euch. Per Calimoto ist die Strecke schnell gefunden: Von Wiener Neustadt aus geht es durch das Höllental zur berühmten Kalten Kuchl, bevor uns der Ochssattel nach Mariazell führt. Von dort aus wären es nur mehr ein paar Kilometer zu unserem Ziel in den Wildalpen, wo wir am wunderschönen Campingplatz Wildalpen den Abend bei Lagerfeuer ausklingen lassen wollen. Hier die Route: Die Honda 500er Tour. Am nächsten Tag soll der Weg - über eine von Gregor überlegte Überraschung - zurück zur 1000PS Basis führen.

Uns ist natürlich bewusst, dass diese Strecke ganz locker in einem Tag zu bewältigen ist und für die meisten Motorradfahrer aus der Gegend nur ein kleiner Ausflug ist. Doch will man nebenbei filmen, wird das zu einem längeren Unterfangen und braucht tatsächlich zwei Tage. Außerdem lief nicht alles so wie geplant...

Honda CMX500 Rebel und CL500 als Reisemotorräder - die richtige Wahl?

Bevor es losgeht, müssen wir uns auf unsere fahrbaren Untersätze einigen. Gregor kommt aus der Offroad-Welt der Reiseenduros, während ich eher auf der Straße mit meinem Honda-Supersportler unterwegs bin. Zwei unterschiedliche Lager, die sich auch im privaten Fuhrpark widerspiegeln. Deshalb finden wir einen Kompromiss: Zwei stylische A2-Bikes, die wahrscheinlich selten zum Reisen verwendet werden. Denn so konnten wir auch Redaktionsleiter Poky überzeugen, uns zwei Tage frei zu geben, um herauszufinden, wie es sich auf solchen Bikes reist.

Skeptische Begutachtung durch McGregor. Ohne Gepäcksystem muss der alte Campingrucksack herhalten.
Skeptische Begutachtung durch McGregor. Ohne Gepäcksystem muss der alte Campingrucksack herhalten.

Ein Tour-Start voller Höhen und Tiefen

Voller Motivation starten wir unsere Tour in Richtung Westen. Vor uns liegt das bezaubernde Höllental, das im Osten Österreichs eine beliebte Motorradstrecke darstellt und anschließend ein mächtiges Mittagessen in der Kalten Kuchl. Trotz der 70 km/h Beschränkung im Höllental liegt die kurvenreiche Strecke schnell hinter uns. Entlang dem Fluss Schwarza können wir die herrliche Landschaft genießen, bevor wir beim Gasthaus Kalte Kuchl eintreffen, wo bald unsere Geschmacksknospen auf ihre Kosten kommen würden.

Mit je einem Cordon Bleu im Magen freuen wir uns auf die Kurvenhatz über den Ochssattel. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, als ein plötzlicher Wolkenbruch uns, sowie unser gesamtes Campinggepäck, durchnässt. Bis der Regenüberzug angelegt ist, steht bereits das Wasser in den Stiefeln und die Weiterfahrt über den Sattel passiert langsam und vorsichtig, anstatt zügig und schräg. In der nächsten Ortschaft suchen wir Schutz unter einer Tankstelle, wo wir - sowie zahlreiche andere Biker - 1,5 Stunden verharren müssen, bis an weiteres Vorankommen zu denken ist.

"Land am Strome" singen wir in der österreichischen Bundeshymne. Auf der Straße brauchen wir das aber nicht...
"Land am Strome" singen wir in der österreichischen Bundeshymne. Auf der Straße brauchen wir das aber nicht...

Dank Cardo bleibt die Stimmung gut

Nass bis auf die Unterhose geht die Reise mit leicht gedrückter Stimmung weiter Richtung Mariazell. Doch egal wie trist die Situation ist, habe ich als Reisenovize auf Motorrädern eine wichtige Lektion gelernt: In der richtigen Gesellschaft ist alles halb so schlimm. Mit McGregor und Schaaf habe definitiv zwei großartige Begleiter an der Seite, sodass wir auf jedem Kilometer echten Spaß haben. Möglich war das aber nur, weil wir alle mit den Cardo Packtalk Edge Kommunikationssystemen ausgestattet sind. Der Schmäh rennt und die Stimmung bleibt gut.

Lagerfeuerromantik beendet einen ereignisreichen Tag

Nachdem wir am Campingplatz Wildalpen ankommen, müssen wir leider feststellen, dass unsere Ausrüstung, sowie die Bekleidung in unseren Taschen die unfreiwillige Dusche nicht trocken überlebt hat. Camping bei rund 10 Grad Außentemperatur hätte bei den Bedingungen keinen Spaß gemacht, also ist eine Unterkunft mit festem Dach schnell gebucht. Dennoch wollen wir uns nicht die Lagerfeuerromantik nehmen lassen und starten kurzerhand ein Feuer, das dank Pfadfinder Gregor für wohlige Wärme sorgt.

Mit über 15 Jahren Pfadfindererfahrung ist das Feuer schnell entfacht.
Mit über 15 Jahren Pfadfindererfahrung ist das Feuer schnell entfacht.

Nachdem das selbstgekaufte Dosenchili verspeist ist, können wir uns zurücklehnen und entspannen. Zeit für ein Zwischenfazit zu unseren Motorrädern.

Horvaths Eindrücke zur Honda CMX500 Rebel

Die Hausstrecke, die NC500 in Schottland und nun der Osten Österreichs - im Sattel der Honda Rebel 500 habe ich bereits zahlreiche schöne Stunden verbracht. Über die Modelljahre und die vergleichsweise geringen Updates hat sich gezeigt, dass Honda ab der ersten Stunde einen echten Wurf geliefert hat. Nicht ohne Grund geht dieses A2-Modell wie heiße Semmeln bei den Honda-Händlern. Während unserer Tour hat sie ihre Qualitäten erneut bewiesen: Egal auf welchem Untergrund findet man dank der niedrigen Sitzhöhe von 690 mm einen sicheren Stand. Zurzeit gibt es wohl kaum ein besseres Motorrad für kleine Piloten. Denn auch die Leistung von "nur" 46 PS reicht vollkommen aus, um die 191 Kilogramm schwere Maschine flott über die Landstraßen zu bewegen. Mehr braucht es nicht - schließlich kauft man einen Cruiser. Wer Top Speed und massive Schräglage sucht, hat das Thema sowieso nicht verstanden.

Dennoch muss man nicht befürchten, auf der Rebel 500 keinen Kurvenspaß zu erleben. Natürlich ist das Aufsetzen der Fußrasten der beschränkende Faktor, doch bis es soweit ist, hat der Honda Cruiser einiges zu bieten. Absolut spielerisch fällt das Bike in den Radius und bietet dabei gute Stabilität. Wenn es etwas zu bemängeln geben muss, dann ist es vielleicht der Federungskomfort der Stereofederbeine. Bei flottem Tempo und starken Bodenwellen kommen sie an ihre Grenzen. Dann heißt es Geschwindigkeit rausnehmen und entspannen - ganz im Stil der Rebel 500.

McGregors Eindrücke zur Honda CL500

Anfangs wählten wir die zwei 500er Hondas rein als Kompromiss für unsere Tour, da sich weder Supersportfahrer Horvath, noch ich Enduro-Crack ins Revier des jeweils anderen begeben wollte. Doch schon nach den ersten Metern wurde ich wieder daran erinnert, warum mir schon meine Norwegen-Reise mit einer 500er Honda so einen Riesenspaß gemacht hat. Die A2-Bikes von Honda machen es einem einfach leicht, und das in jeder Situation. Sie nehmen dich an der Hand wenn du es brauchst, erfüllen stets verlässlich und eifrig ihre Aufgaben und sorgen mit ihrer frechen, unbekümmerten Verspieltheit selbst bei erfahrenen Piloten für Spaß im Sattel.

Honda CL500 2023
Honda CL500 auf Camping-Ausflug - auch dafür nicht schlecht!

Die Honda CMX500 Rebel mag dabei das coole Eisen sein, die Maschine, der die Leute nachsehen. Doch die CL500 ist dafür die vielseitige der beiden Modellschwestern. Schon auf den ersten Kurven im Höllental entlocken mir der quirlige Motor und die höhere Schräglagenfreiheit ein Jauchzen. Die aufrechte Sitzposition und längeren Federwege machen mir das Leben auf welligen Passagen leichter und das 19-Zoll Vorderrad liebäugelt mit abzweigenden Schotterwegen. Im Kern bleiben die zwei Motorräder fast ident, doch während unserer gemeinsamen Tour sind es hauptsächlich subtile Unterschiede, die sich bemerkbar machen. Aber diese Unterschiede schaffen keinen Wettkampf zwischen Rebel und CL500, sondern geben vielmehr jeder der beiden einen eigenen Charakter. Genauso wie auch Howie und ich unsere Unterschiede nicht gegeneinander ausspielen, sondern uns daran erfreuen und abends bei Bier und Lagerfeuer hochleben lassen. Eine Feier im Sinne der Motorrad-Freundschaft.

Das große Finale am Stuhleck

Am zweiten Tag, dem Tag der Heimreise, will mich Gregor noch überraschen. Damit er seine CL500 noch vernünftig bewegen kann, führt er mich zum Stuhleck. Um an das Gipfelkreuz zu kommen, muss eine Schotterautobahn befahren werden. Nicht gerade meine Stärke und jene der Honda Rebel 500. Aufgeben ist aber keine Option und schließlich wächst man an Herausforderungen. Während der offroaderfahrene McGregor tiefenentspannt den Hügel entlang cruised, sitze ich viel zu verspannt auf meinem Cruiser und bete, dass dieses Erlebnis schnell sein Ende findet. Nur wenige Minuten später war es soweit: Der Gipfel ist erreicht und wir werden mit einem herrlichen Bergpanorama belohnt.

Fazit: Auf Tour mit Lifestyle A2-Motorrädern

Wie reist es sich also auf unseren kleinen Hondas? Kurz gefasst: Sehr gut! Klar darf man sie nicht auf ein Podest mit Honda-Kollegen wie Africa Twin oder Goldwing stellen, doch oft braucht es gar nicht die Dickschiffe, um eine schöne Zeit zu haben. Mal wieder haben die beiden 48 PS Motorräder uns verwöhnten Motorradjournalisten bewiesen, dass man sich auf das Grundsätzliche besinnen sollte. Es hat uns an nichts gefehlt. Tatsächlich war es erfrischend mit dieser Fahrzeugklasse auf Tour zu gehen. Denn sie haben uns gezeigt, dass die Skepsis unbegründet war. Ja, man kann mit A2 Bikes auf Tour gehen und ja, es macht unglaublichen Spaß!

Bericht vom 20.09.2023 | 20.611 Aufrufe

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