MotoGP USA 2024 - absurdes Spektakel!

Gerade erst haben wir ausführlich über die Pläne des (vielleicht) zukünftigen MotoGP-Promotors Liberty Media aus den USA berichtet, mehr als nur das eine MotoGP-Rennen in Texas auszutragen - da verwöhnt uns das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit einem Thriller der Extraklasse! Bereits der Sprint über die halbe Distanz am Samstag war eine Klasse für sich und man konnte sich über den Sieg vom sympathischen Maverick Vinales freuen. Dennoch war das Sonntagsrennen der MotoGP in den USA fast noch spannender - weil noch mehr Hauptrollen an den Szenen in den vorderen Reihen beteiligt waren.

Von Platz 1 aus geht Maverick Vinales auf seiner Aprilia RS-GP ins Rennen, am zweiten Startplatz steht sensationell der Rookie Pedro Acosta auf der Gasgas und von Platz 3 startet der, zumindest im Vergleich zu Acosta als Urgestein zu bezeichnende Altmeister Marc Marquez auf der Gresini-Ducati. Der amtierende Weltmeister Francesco Bagnaia auf der Werksducati auf 5, dahinter Enea Bastianini, ebenfalls auf Ducati und Jorge Martin auf Pramac-Ducati. Den Start hat Vinales, man kann es nicht anders sagen, ordentlich verkackt, indem er nicht optimal wegkommt und in Kurve 1 so weit nach außen gedrängt wird, dass er vorerst sogar auf Rang 11 zurückgereicht wird. Üblicherweise darf man Vinales nach solch einem Fauxpas abschreiben - diesmal sollte aber alles anders kommen.

Den besten Start erwischte Acosta, gefolgt von Martin und dem nach unerwartet nach vorne gestürmten Jack Miller auf seiner KTM. Dahinter Marc Marquez, Bagnaia und Bastianini. Miller spielt zwar im weiteren Verlauf keine Rolle mehr, da er ab Mitte des Rennens Reifenprobleme zu beklagen hat. Umso interessanter ist der Rennverlauf von Marc Marquez, der sich immer wieder in Rangeleien einlässt und mehrfach Aero-Teile seiner Ducati verliert - so kann man eben auch Gewichtsoptimierung betreiben. Nachdem er sich so bereits in Runde 4 vorbei an Acosta hinter Martin auf Rang 2 einordnet, zieht er bei einem Duell mit dem Führenden den Kürzeren und fällt wieder auf Rang 4 zurück. Permanent wechseln die Top-Fahrer ihre Positionen und wenn man nicht bedenkt, dass die Ausnahmetalente da mit knapp 300 PS anrauchen, könnte man meinen, das ist ein Moto3-Rennen auf kleinen 250ern.

In Runde 7 liegt Martin vor Acosta, Marc Marquez und Bagnaia, Vinales hat sich ganz unscheinbar und abseits der Kameras bereits auf den 7. Platz vorgearbeitet. In der 11. Runde ist die Action ohnehin ganz vorne zu finden, nachdem sich Acosta in der 10. Runde wieder die Führung geholt hat und Marc Marquez gleich auf Platz 2 mit durchgerutscht ist, übernimmt der achtfache Weltmeister endlich die Führung! Man hätte schon gedacht, dass der erfahrene Spanier nun auch auf der, für ihn ganz neuen Ducati dominant den Sieg holen wird, da stürzt er bereits wenige Kurven später aus dem Rennen über das Vorderrad. Allerdings ist es nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint, zu viel Risiko des Spaniers sondern leider ein Bremsendefekt, der ihn ereilt.

Nach diesem Ausfall fällt auch plötzlich Vinales wieder auf - hat er sich bis zur 12. Runde doch glatt auf den zweiten Platz vorgearbeitet! In Runde 13 ist es dann soweit, Vinales übernimmt vor Acosta die Führung - gerade die beiden Piloten, die auf den Medium-Reifen im Heck vertrauen, der nun im letzten Renndrittel noch mehr Vorteile bringen sollte. Doch auch die Konkurrenten mit Soft hinten, wie Martin als Dritter, Bastianini als Vierter und Bagnaia als Fünfter bleiben in Schlagdistanz. Wenn man so will kehrt nun sogar etwas Ruhe ein, die Positionen sind soweit verteilt, bis zwei Runden vor Schluss Jorge Martins Reifen etwas zu schwächeln beginnen und Bastianini sich auf den dritten Platz setzt.

Am Ende ist es also ein wohlverdienter Sieg für Maverick Vinales mit seiner Aprilia - womit er nun einer von nur fünf Fahrern ist, die mit drei Fabrikaten (bei Vinales sind es Suzuki, Yamaha und nun Aprilia) Grand Prix gewinnen konnten und der einzige MotoGP-Pilot, dem das gelang! Absolut erwähnenswert ist natürlich auch die wahrlich reife Leistung von Pedro Acosta mit der Gasgas. Von Beginn an konkurrenzfähig, mit der richtigen Reifenwahl auch am Ende stark und dazwischen mit herrlich frechen aber sauberen Überholmanövern lässt der junge Spanier nichts anbrennen. Da kommt mit ziemlicher Sicherheit noch mehr, besonders motivierte Fans sehen den neuen Stern am Himmel gar schon als MotoGP-Weltmeister 2024!

Da wird allerdings der aktuell immer noch WM-Führende Jorge Martin und auch der amtierende Weltmeister Pecco Bagnaia sowie die restlichen Verdächtigen etwas dagegen haben und auch alles daran setzen eher selbst den Titel zu holen. Aktuell liegt Martin mit 80 Punkten vor Bastianini mit 59 Punkten, Vinales mit 56, Acosta mit 54 und Bagnaia mit 50 Punkten. Brad Binder rettet nach seinem enttäuschenden Ergebnis in den USA auf seiner KTM 49 Punkte, Aleix Espargaro mit 39 und Marc Marquez mit 36 Punkten sind schon etwas abgeschlagen. Aber nach drei von 21 Rennen bzw. 42 Rennen mit den Sprints bereits von einer Vorentscheidung zu sprechen wäre vermessen. Also genießen wir die derzeitige Situation und freuen uns über solch spektakuläre Rennen, die uns von den coolen Burschen geliefert werden!